Hast du dich jemals gefragt, warum Frauen in Meetings oft weniger sprechen als Männer? Warum ihre Ideen häufig überhört werden, selbst wenn sie brillant sind? Vielleicht kennst du das: Du bringst eine geniale Idee ein, niemand reagiert. Fünf Minuten später wiederholt ein Kollege exakt das Gleiche – und plötzlich hagelt es Applaus. Herzlichen Glückwunsch! Du hast soeben das Phänomen der „leisen Frau“ erlebt. Doch woher kommt das, und viel wichtiger: Wie kommen wir da raus?

Die Prägung beginnt früh: Sozialisierung und gesellschaftliche Erwartungen

Es fängt bereits in der Kindheit an. Bei mir war das jedenfalls so, ich als Mädchen hörte oft Sätze wie „Sei doch nicht so laut!“, während meine Brüder angefeuert wurden mutig, aktiv und ja LAUT zu sein. Das war garantiert bei vielen von Euch so. Das Ergebnis? Mädchen lernen, sich zurückzunehmen, während Jungs auf Bäume klettern und von der großen weiten Welt erzählen. Klingt klischeehaft? Ist aber bittere Wahrheit. Denn diese Prägung begleitet Frauen ins Erwachsenenleben: Sie entschuldigen sich zu oft, stellen ihre Aussagen als Fragen und lassen sich unterbrechen, weil sie gelernt haben, dass „nett sein“ oft mehr bringt als „laut sein“ – zumindest in einer Welt, die Frauen lieber dezent als dominant mag.

Frauen in der Arbeitswelt: Das „Meeting-Paradoxon“

Stell dir folgende Szene vor: Ein großes Meeting, die Luft vibriert vor männlicher Redeenergie. Sarah, Marketingchefin mit zehn Jahren Erfahrung, meldet sich zu Wort. Ihr Vorschlag? Punktgenau, durchdacht, brillant. Doch die Reaktion? Schweigen. Dann meldet sich Markus, der exakt dasselbe sagt. Und plötzlich? „Fantastische Idee, Markus!“

Genau das ist das Meeting-Paradoxon: Frauen bringen Ideen ein, doch sie werden oft erst wahrgenommen, wenn ein Mann sie wiederholt. Studien zeigen, dass Männer in Gesprächen bis zu 75 % der Redezeit für sich beanspruchen – und Frauen doppelt so häufig unterbrochen werden. Willkommen in der unsichtbaren Kommunikationsfalle!

Die Unsichtbarkeit der Frau: Mehr als nur eine Frage der Lautstärke

Neben der verbalen Unsichtbarkeit erleben Frauen auch eine strukturelle Unsichtbarkeit. Wusstest du, dass weibliche Wissenschaftlerinnen jahrzehntelang kaum Erwähnung fanden, während männliche Kollegen Preise für ihre Forschung einheimsten? 

Dieses Phänomen nennt sich „Matilda-Effekt“.

Oder nehmen wir Hollywood: Während Männer im Alter von 50+ noch als Hauptdarsteller auftreten, werden Frauen jenseits der 40 häufig aus dem Rampenlicht geschoben. Dabei ist natürlich auch die körperliche Veränderung mit ein Punkt, ab dem Alter ungefähr ist die Frau nicht mehr so fruchtbar, ihr Körper verändert sich. Kein Wunder, dass so viele Frauen irgendwann denken: „Bin ich überhaupt noch sichtbar?“

Biologie spielt auch noch auf einer anderen Ebene mit: Frauenstimmen sind schwerer wahrnehmbar

Es ist da noch ein ganz anderes, biologisches Problem: Frauen sprechen in einer höheren Frequenz als Männer – und genau da liegt das Problem. Unser Gehör ist evolutionär darauf ausgelegt, tiefere Stimmen als präsenter und autoritärer wahrzunehmen. Studien zeigen, dass tiefe Stimmen mit Kompetenz und Führungsstärke assoziiert werden, während höhere Stimmlagen als weniger durchsetzungsfähig gelten. Deshalb haben viele erfolgreiche Frauen – bewusst oder unbewusst – gelernt, ihre Stimme tiefer zu modulieren. Margaret Thatcher, die erste weibliche Premierministerin Großbritanniens, trainierte ihre Stimme, um autoritärer zu klingen. Die Folge? Sie wurde ernster genommen. Falls du also das Gefühl hast, du wirst in Meetings „überhört“, liegt es nicht nur an den sozialen Strukturen – sondern auch an der akustischen Realität.

Was kann jede Frau tun, um gehört und gesehen zu werden?

1. Der „Oprah-Winfrey-Effekt“: Bewusst laut sprechen

Oprah Winfrey begann ihre Karriere als Nachrichtensprecherin – und lernte früh, ihre Stimme bewusst einzusetzen. Ihr Geheimnis? Tief atmen, langsam sprechen, keine Füllwörter. Und ja: Man darf sich Raum nehmen! Teste es: Statt „Ich wollte nur kurz etwas sagen…“ einfach direkt loslegen. (Quelle: „What I Know For Sure“, Oprah Winfrey)

2. Die „Amy-Poehler-Strategie“: Keine Angst vor Unterbrechungen

Schauspielerin Amy Poehler hat eine goldene Regel: „Wenn jemand dich unterbricht, rede weiter.“ Punkt. Probier es aus – es fühlt sich befreiend an! (Quelle: „Yes Please“, Amy Poehler)

3. Das „Echo-Prinzip“: Frauen unterstützen Frauen

Wusstest du, dass weibliche Mitarbeiterinnen in Obamas Regierung eine Strategie entwickelten, um sich gegenseitig zu stärken? Sie nannten es „Amplifikation“: Immer, wenn eine Frau eine Idee vorbrachte, wiederholte eine andere Frau sie – und verwies explizit auf die Urheberin. Wirkung? Enorm! (Quelle: The Washington Post, „White House women want to be in the room where it happens“)

4. Die „Sichtbarkeitsformel“: Erfolg nicht dem Zufall überlassen

Frauen neigen dazu, auf Anerkennung zu warten. Doch Erfolg kommt nicht von allein. Deshalb: Selbstmarketing! Eigene Leistungen bewusst kommunizieren – und ja, das darf ruhig mal laut sein.

5. Stimmtraining: Mehr Tiefe für mehr Gehör

Weil tiefere Stimmen ernster genommen werden, kann es helfen, an der eigenen Stimme zu arbeiten. Schauspielerinnen und Politikerinnen nutzen oft spezielle Stimmtrainings, um mehr Resonanz und Tiefe zu entwickeln – und damit unbewusst mehr Autorität auszustrahlen. Eine einfache Übung? Vor dem Reden tief durchatmen, bewusst langsamer sprechen und den Klang in der Brust „ankern“.

6. Die „Allianz-Taktik“: Männer als Verbündete gewinnen

Oft ist es gar nicht böswillig, wenn männliche Kollegen Frauen unterbrechen – sie sind es schlicht gewohnt. Gespräche darüber helfen, Bewusstsein zu schaffen. Und wenn männliche Kollegen aktiv Frauen Raum geben, ändert sich die Dynamik.

Fazit:

Frauen sind nicht per se leiser als Männer, sondern wurden dazu sozialisiert, sich zurückzunehmen. Doch das muss nicht so bleiben! Ob im Job, in der Gesellschaft oder im Privatleben – Sichtbarkeit ist entscheidend. Stimme trainieren, Platz einnehmen, Netzwerke aufbauen und sich gegenseitig unterstützen. Und falls du das Gefühl hast, „überhört“ zu werden – vielleicht hilft ein wenig Stimmtraining für mehr Durchsetzungskraft. Denn Schweigen war noch nie eine erfolgreiche Strategie!

Jetzt bist du dran: Damit LAUT zu werden, Sichtbarkeit zu üben, dir Verbündete zu schaffen. Im Café Ruhepol kannst du all das und noch mehr lernen und üben.

Erzähl mir doch wie es geklappt hat.

Bis neulich dann Deine Toni vom Café Ruhepol