Ich hab keine Zeit!
Ein Satz wie ein Superhelden-Mantel
„Ich hab keine Zeit!“ – Zack, schon hast du einen Freifahrtschein in der Hand. Keine Zeit für Sport, keine Zeit für dich, keine Zeit für das, was dich eigentlich glücklich machen würde (zum Beispiel einfach mal nix tun und dabei NICHTS denken – Luxus!). Klingt nach Verantwortung. Nach Busy Business Frau. Ist aber oft: eine Ausrede im schicken Kostüm.
Und bevor du jetzt innerlich den Kaffee über mich ausspuckst – bleib dran. Wir reden hier nicht über Schuld. Wir reden über die Wahrheit hinter dem Zeit-Phantom.

Die große Lüge vom Zeitmangel
Stell dir vor, dein Kalender ist ein übermotivierter Praktikant. Er schreibt alles auf, was wichtig aussieht – nicht unbedingt das, was dir wirklich guttut. Und du? Du funktionierst. Von Meeting zu Meeting. Von Pflicht zu Pflicht. Und irgendwann merkst du: Ich renn und renn, aber ich komm irgendwie nirgenwo an. Wie der Hamster im Hamsterrad.
Zeitmangel fühlt sich real an – aber oft ist er nur das perfekte Alibi. Für Überforderung. Für Angst vor Veränderung. Oder für eine tief vergrabene Sehnsucht, die keinen Platz findet zwischen E-Mails und Einkaufszettel.
Was du wirklich meinst, wenn du sagst: „Ich hab keine Zeit“
Wenn wir mal ehrlich sind, heißt „Ich hab keine Zeit“ oft:
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Ich trau mich nicht, Nein zu sagen.
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Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.
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Ich glaub, ich muss erst alles andere erledigen, bevor ich mir erlaube, was Eigenes zu tun.
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Ich hab Schiss, dass ich’s versaue, also lass ich’s lieber gleich.
Autsch. Ich weiß. Aber genau hier liegt die Freiheit vergraben – unter all dem Pflicht-Schutt.
Zeit ist keine Frage der Uhr – sondern der Entscheidung
Du hast nicht „zu wenig Zeit“. Du hast Prioritäten, die gerade vielleicht nicht DEIN Leben abbilden, sondern das von Erwartungen, Rollen, To-dos und To-seins. Und dein Kalender? Der ist ihr Sprachrohr. Nicht deins.
Was du brauchst, ist kein besseres Zeitmanagement.
Sondern ein ehrlicher Blick auf die Frage:
Was darf in meinem Leben bleiben – und was kann endlich gehen?
Spoiler: Nicht du bist das Problem. Sondern das System, in dem du versuchst, dich selbst unterzubringen wie eine Torte in eine Brotdose.
Kleine Schritte raus aus dem Zeit-Käfig
Hier ein paar Ideen, wie du die „Ich hab keine Zeit“-Falle charmant sprengst – ganz ohne Selbstoptimierungstrip:
1. Dreh den Satz um
Statt „Ich hab keine Zeit“ sag:
„Es ist mir gerade nicht wichtig genug.“
Autsch, again. Aber ehrlich. Und verdammt kraftvoll.
2. Lass Dinge unperfekt
Du musst nicht immer alles 110 % machen. 70 % reichen oft völlig. Manchmal reicht sogar: überhaupt anfangen.
3. Gönn dir bewusste Lücken
Plan dir Leerlauf ein – wie Termine. BH aus, Beine hoch, Decke drüber.
Das ist kein Luxus. Das ist Psycho-Hygiene.
4. Sag öfter Nein. Punkt.
Nicht „Nein, weil…“. Einfach „Nein.“
Du musst dich nicht erklären. Nein ist ein vollstängider Satz. Du darfst entscheiden.
Zeit ist das neue Statussymbol – aber andersrum
Früher war’s cool, wenn man viel zu tun hatte. Heute ist’s ein Statement, wenn man Zeit hat – für sich. Für Muße. Für Müßiggang (herrliches Wort, oder?). Für das, was dich wieder lebendig macht.
Du brauchst keine App dafür. Kein Bullet Journal. Kein 7-Schritte-System.
Du brauchst nur dich – und den Mut, dich wieder wichtig zu nehmen.

Und du merkst: Du musst nicht alles schaffen. Du darfst wählen.
💡 Lesetipp: Oliver Burkeman – „Four Thousand Weeks“ – Warum du nie genug Zeit haben wirst. Und warum das okay ist.
3 Schritte, um dich vom Zeitmangel zu befreien
– Die 3x WARUM-Fragen
Nimm dir eine Aufgabe oder Verpflichtung, die du immer wieder verschiebst und frag dich:
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Warum will ich das machen?
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Warum ist mir das wirklich wichtig?
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Warum habe ich es bisher nicht getan?
Spoiler: Beim dritten „Warum“ kommt oft der wahre Grund – und der hat selten mit Zeit zu tun.
💡 Extra-Tipp: Schreib’s auf. Handschriftlich. Dein Gehirn nimmt es dann ernster.
Das kannst du jetzt mit jeder einzelnen Aufgabe machen die du immer vor dir herschiebst machen, egal ob das Bügelwäsche, Fensterputzen oder Steuererklärung ist 😉
Die Ehrlichkeits-Liste
Schreib einen Tag lang auf, was du wirklich tust. Jede Kleinigkeit. Vom Scrollen auf Instagram bis zur 8. Kaffeepause.
Dann markiere:
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Was hat dich näher an dein Ziel gebracht?
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Was war reine Ablenkung?
Diese Liste tut weh.
Und genau deshalb ist sie so wertvoll. Sie zeigt dir gnadenlos, wo du dich selbst belügst – nicht nur mit Glitzerbildchen, sondern auch mit endlosen Meetings, die niemand braucht, und E-Mails, die du in Wahrheit dreimal liest, bevor du reagierst.
Die berufliche Prokrastination trägt oft einen Anzug und nennt sich „Dringlichkeit“ – aber am Ende des Tages ist sie genauso zeitraubend wie TikTok und Katzenvideos.
🎯 Beispiel: Wenn du 3 Stunden auf Pinterest verbracht hast, um „nur kurz“ nach Abendessen-Ideen zu suchen – dann sag nicht, du hast keine Zeit für Bewegung. Du hast nur Prioritäten mit Glitzerbildchen.

Sag NEIN zu Dingen, die du „vielleicht irgendwann“ machen willst
Dieses „Vielleicht irgendwann“ ist der Zeitfresser schlechthin. Es blockiert deinen Kalender für Zeug, das du nie tun wirst – und das dir ein schlechtes Gewissen macht, weil du es nicht tust.
Radikal ehrlich: Wenn du es nicht in den nächsten 7 Tagen anfängst, kommt es auf die „Not-to-do-Liste“.
Fertig. Aus. Kein Drama.
💡 Lies dazu: Not-to-do-Listen: Warum sie oft wichtiger sind als To-do-Listen (Impuls von Tim Ferriss)
Die Ehrlichkeitsliste: Dein echter Zeitkompass
Diese kleine Übung ist mehr als nur eine nette Schreibanregung – sie greift direkt in die Art ein, wie du deine Aufmerksamkeit steuerst. In Coachingprozessen ist genau dieses bewusste Aufschreiben und Reflektieren oft der Moment, in dem der Knoten platzt. Warum? Weil dein Gehirn beim Schreiben anders arbeitet als beim bloßen Denken: Es sortiert, filtert und priorisiert. Du bekommst plötzlich Klarheit über das, was wirklich zählt – nicht das, was lauter schreit.

Diese Übung ist toll, wirkt aber wie im Coaching nur wenn du dich drauf einläßt und wirklich ehrlich mit dir selber bist.
Es tut manchmal weh, ich weiß, aber mit Kuschelkurs kommst du auf Dauer nicht weiter.
Also los: Nimm dir 10 Minuten, schnapp dir Stift und Papier.
Beantworte dir selbst absolut ehrlich:
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Welche drei Dinge nehmen aktuell am meisten Zeit in meinem Alltag ein?
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Welche davon sind wirklich WICHTIG – und welche nur GEWOHNHEIT?
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Wenn ich morgen von vorn anfangen könnte: Was würde ich aus meinem Kalender streichen?
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🎯 Bonusfrage: Was würdest du deiner besten Freundin raten, wenn sie so lebt wie du gerade?
Was du statt typischen Zeitmangel-Ausreden sagen kannst
- Statt: „Ich hab keine Zeit“
Sag: „Das ist mir gerade nicht wichtig genug.“ (Autsch. Aber ehrlich.) - Statt: „Ich kann grad nicht“
Sag: „Ich entscheide mich bewusst für etwas anderes.“ - Statt: „Ich schau mal, wann ich dazu komme“
Sag: „Wenn es mir wichtig ist, schaffe ich Raum dafür. Punkt.“
🎭 Kleiner Dialog aus dem echten Leben:
Kollegin: „Sag mal, kommst du morgen zur Teambesprechung?“
Du: „Ich hab keine Zeit.“ (Klassiker.)
Neue Version: „Ich hab andere Prioritäten gerade – wenn dabei irgendwas wichtiges rumkommt, gib mir bitte eine Kurzfassung per Mail.“
Oder:
Freundin: „Wollen wir nächste Woche mal wieder brunchen?“
Du (bisher): „Ich schau mal, ob ich’s schaffe…“
Du (ab jetzt): „Ich hab Bock, und ich mach’s möglich. Sonntag um 11?“
Und jetzt du – mit oder ohne BH, aber bitte ehrlich
Wann hast du das letzte Mal bewusst nichts getan – einfach so, ohne schlechtes Gewissen?
Oder andersrum gefragt: In welchen Momenten erwischst du dich selbst beim „Ich hab keine Zeit“-Mantra?
Lass uns drüber reden – hier unten in den Kommentaren ist Platz für echte Geschichten, Ausreden, Aha-Momente und BH-freie Wahrheiten. Ich freu mich auf dich.
☕💬

Fazit: Dein Kalender lügt nicht – du redest dich raus
Du brauchst keine bessere Zeitplanung. Du brauchst mehr Mut zur Priorität. Ja und auch den Mut zu dir zu stehen.
Es kostet am Anfang wirklich viel Mut nein zu sagen, zu sagen ich hab andere Prioritäten etc. Als ich es das erste Mal bewußt gemacht hab habe ich hinterher gezittert wie Espenlaub. Aber dann…. boa war das erleichternd. Und Überraschung: Es ist nix schlimmes passiert. Ein etwas irritierter Blick das wars.
Wenn du aufhörst, Zeitmangel als Ausrede zu benutzen, bekommst du etwas zurück, das unbezahlbar ist:
🕒 Selbstbestimmung. Klarheit. Und echte Freiheit.
Also: Nimm deinen Kalender zur Brust – und frag dich, ob da DEIN Leben drinsteht. Oder nur ein fremdgesteuertes Leben, eines daß nicht mehr DU bist.
Keine Zeit? Kein Bock auf Bullshit mehr.
Ich bin gespannt was du zu erzählen hast darüber.
Bis neulich dann mal
Toni und Lazy der Café Ruhepolkater


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